Noch aus dem Nichts oder aus einer kleinen Beobachtung konnte
bei dem Lyriker Jürgen Becker ein Gedicht entstehen: “Ich kann nur sagen, daß
ich versuche, / mit der Leere zurande zu kommen, die jeden Morgen / aufs Neue
beginnt”, heißt es in seinem erst im Sommer noch erschienenen Gedichtband Nachspielzeit.
Es war der Augenblick, der ihn interessierte, das journalhafte Schreiben, das
sich bei ihm bis zu epischen Langgedichten und Romanen auswachsen konnte.
Das galt schon für seine frühen experimentellen Prosatexte, mit
denen er Anfang der Sechzigerjahre debütierte und für die er schon kurze Zeit
später den legendären Preis der Gruppe 47 bekam. Hier war einer, der ganz den
Gesetzen der eigenen Erfahrung folgte und sich von jedem Moment neu anstecken
ließ. Nur darauf konnte nach einem Jahrhundert der Ideologeme und
Sprachverhunzungen noch Verlass sein. Und keiner klang dabei so cool, so abgeklärt,
so lässig wie er: “Enten fliegen über den Englischen Garten – dies / ist eine
tägliche Wahrnehmung / jetzt / wieder knallt es, / und es sind keine Schüsse.
Es sind im Wind / die knallenden Flaggen auf dem Brandenburger Tor”, heißt es
im Berliner Programm-Gedicht; 1971. Und plötzlich war der Sound der amerikanischen
Beat-Generation auch in Deutschland.
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